Lydia und ich waren die besten Freunde. Seit der 1. Klasse haben wir Vieles gemeinsam unternommen, auch in der Schule waren wir ein unschlagbares Team..
Aber das war nicht immer so.
Anfangs, im Kindergarten konnten wir uns nicht leiden, wir fanden uns einfach furchtbar! Doch kaum sind wir in die Schule gekommen, haben wir gemerkt, dass es auch anders geht. Jeder hatte eine beste Freundin, oder einen besten Freund. Auch ich! Ich hatte Lydia und sie hatte mich.
Nachdem wir aus der Grundschule gekommen sind, ging Lydia auf´s Gymnasium in Torgau und ich nach Strehla, auf die Mittelschule. Viele Freundschaften sind daran kaputt gegangen, aber unsere nicht. Wir haben uns noch regelmäßig getroffen, sind zusammen zum Sport gegangen und ins Ferienlagen gefahren. Jedes Jahr haben wir unseren "eigenen Urlaub" gemacht, und immer wenn wir später darüber geredet haben, mussten wir lachen, weil wir so einen Spaß hatten. Natürlich gab es auch einige Tage an denen wir uns gestritten haben, oder nach Hause wollten, aber die schlechte Laune war dann auch so schnell wieder weg wie sie gekommen war. Als wir das letzte Mal im Ferienlager waren, ging es Lydia nicht so gut wie sonst. Ihr Rücken tat weg, da konnten auch keine netten Betreuer helfen.
Zu Hause stellte sich dann leider heraus, dass sie Krebs hat. Als Lydia mir das erzählt hat, war ich total geschockt. Ich habe mich immer wieder gefragt, warum es sie treffen musste. Wieso gerade Lydia? Sie hatte es doch gar nicht verdient, so bestraft zu werden.
Aber natürlich haben wir uns weiterhin gesehen. Und wenn Lydia im Krankenhaus war, haben wir regelmäßig telefoniert. Das machen Freundinnen nunmal für einander. Sie war ja auch immer für mich da, wenn es mir schlecht ging. Ich glaube wir haben uns sogar öfter getroffen als vorher. Und langweilig war das auch auf keinen Fall, uns ist immer was eingefallen, mit dem wir uns beschäftigen konnten. Egal ob Wii spielen, chatten, über Freunde, Jungs oder sonst was zu reden, es war schon ziemlich toll!
Doch dann verschlechterte sich ihre gesundheitliche Situation und die Ärzte haben festgestellt, dass Chemo- Therapie oder Bestrahlung auch nichts mehr helfen würden. Wieder ein Schock für alle! Auch ich habe gemerkt, dass es ihr an manchen Tagen schlechter ging als an anderen. Das letzte Mal als ich bei ihr war, ging es ihr gar nicht gut. Ich musste nach Hause gehen und habe ihr noch versprochen sie anzurufen. Das habe ich auch ein paar Tage später getan, aber sie war nicht da. Egal wann ich angerufen habe, es ist niemand ans Telefon gegangen. Irgendwie habe ich mir Sorgen gemacht, ich hatte schon die Befürchtung das sie im Krankenhaus sein könnte.
Ein oder zwei Tage später kam dann eine Nachricht von ihren Eltern aus dem Hospiz in Leipzig. Lydia würde es nicht so gut gehen, aber sie weiß, dass ich mich gemeldet habe. Wenigstens wusste ich jetzt wo sie ist, aber ich habe mich ständig gefragt, wie es ihr wohl geht. Ich wollte sie auch noch besuchen, falls sie länger weg bleiben würde. Doch dazu kam es leider nicht mehr... Schrecklich habe ich mich gefühlt, als ich es erfahren habe. "Jetzt geht es Lydia besser" oder "Sie hat jetzt keine Schmerzen mehr" haben alle zu mir gesagt. Aber wenn sie wieder gesund geworden wäre, hätte sie auch keine Schmerzen gehabt. Ich bin einerseits traurig wenn ich an Lydi denke, aber andererseits auch glücklich, denn dann fallen mir all die schönen Momente wieder ein, die wir zusammen hatten.
Ich werde Lydia niemals vergessen, denn sie wird immer ein Teil meiner Kindheit sein.